Stammzelltherapie nach Herzinfarkt ist sicher und wirksam
29. März 2010: Mehrere klinische Studien in Deutschland untersuchen derzeit die Behandlung von Herzinfarktpatienten mit körpereigenen Stammzellen und gehören damit weltweit zu den Pionieren in Sachen Zelltherapie. Das Forscherteam am Klinikum der Goethe-Universität in Frankfurt um Prof. Dr. Andreas Zeiher und Prof. Dr. Stefanie Dimmeler veröffentlichte nun die Ergebnisse seiner Studie: eine Stammzelltherapie nach einem Herzinfarkt ist demnach sicher und wirksam. Besonders Patienten mit großen Infarktschäden scheinen davon zu profitieren.
An dieser bislang umfangreichsten deutschen Herzinfarktstudie nahmen 204 Patienten teil. Etwa die Hälfte bekam neben der üblichen Therapie ihre eigenen Stammzellen, die zuvor aus dem Knochenmark gewonnen wurden, über die Herzkranzgefäße ins Herz injiziert. Die andere Hälfte der Patienten diente als Vergleichsgruppe, sie erhielten eine Lösung ohne Stammzellen.
Nach Abschluss der Studie lässt sich sagen, dass keiner der mit Stammzellen behandelten Patienten einen erneuten Herzinfarkt erlitt, nur drei Patienten verstarben. Auch die Pumpleistung des Herzens verbesserte sich, insbesondere bei Patienten mit sehr großen Infarktbereichen. In der Vergleichsgruppe hingegen gab es sieben Fälle eines wiederholten Herzinfarkts, acht Patienten starben.
Auch in Rostock werden seit Jahren Herzinfarktpatienten im Rahmen klinischer Studien mit körpereigenen Stammzellen behandelt. Ärzte am Referenz- und Transplantationszentrum für kardiale Stammzelltherapie um Prof. Dr. Gustav Steinhoff und Prof. Dr. Bodo E. Strauer spritzen den Patienten während einer Bypass-Operation eine bestimmte Gruppe aufgereinigter, körpereigener Knochenmarkstammzellen direkt in den Herzmuskel.
Bisher ist die genaue Wirkungsweise der Stammzellen nicht geklärt. Während man zunächst annahm, dass sie sich in Herzmuskelzellen umwandeln können, geht man heute davon aus, dass sie eine Gefäßneubildung bewirken und Faktoren ausschütten, die die Zellteilung der Herzmuskelzellen im geschädigten Bereich anregen.
In Deutschland erleiden jährlich etwa 280.000 Menschen einen Herzinfarkt. Dieser entsteht durch den Verschluss eines Herzkranzgefäßes. Das umliegende Herzmuskelgewebe wird dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und stirbt ab. Aus eigener Kraft ist das Herz offensichtlich nicht in der Lage, das zerstörte oder geschädigte Gewebe zu reparieren. Die derzeit übliche Behandlung eines Herzinfarktes kann zwar die Lebensqualität und -dauer der Patienten verbessern, jedoch die ursprüngliche Leistungsfähigkeit des Herzens nicht wieder herstellen. Die Zelltherapie versucht, durch die Gabe von körpereigenen Stammzellen, vor Ort zerstörtes oder geschwächtes Gewebe zu regenerieren und somit die Folgen von Herzinfarkt und Herzinsuffizienz zu verringern.