Nabelschnurblut und Antibiotika verbessern Überlebenschancen bei Strahlenschäden

Im Tierexperiment haben Forscher der Universität New Jersey (USA) gezeigt, dass bei Verabreichung von einer hohen Dosis Nabelschnurblut-Stammzellen zusammen mit Antibiotika die Überlebenschancen bei Strahlenbelastungen verbessert werden. Das Zeitfenster für eine gezielte Behandlung tödlicher Strahlenschäden konnte auf diese Weise von vier auf bis zu 52 Stunden vergrößert werden. 93% der so behandelten Tiere überlebten länger als 50 Tage.

Die größte Herausforderung bei einem atomaren Unfall wie in Tschernobyl 1986, in Fukushima 2011 oder auch bei dem Einsatz von Atomwaffen ist die schnelle Versorgung der Menschen. Denn schon innerhalb weniger Stunden nach der Bestrahlung setzen die Symptome der Strahlenkrankheit wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall ein, da das Immunsystem, der Verdauungstrakt und andere Organe zerstört wurden.

In den USA ist die Angst vor einem terroristischen Angriff mit nuklearen Waffen groß, eine Reihe von Forschern ist daher mit der Entwicklung von Behandlungsplänen für einen solchen Fall beschäftigt. Darüber hinaus hat die US-Regierung 2010 per Gesetz die Einlagerung von mindestens 150.000 Nabelschnurblutpräparaten verabschiedet, um im Fall einer nuklearen Katastrophe schnell Zugriff auf passende Transplante zu haben. Die Suche nach einem passenden Knochenmarkspender würde für viele Patienten zu lange dauern.

Als realistisch schätzen die Autoren einen Zeitraum von 24 bis 72 Stunden ein, in dem es möglich sein kann, mehrere hunderte oder tausende strahlengeschädigte Patienten gezielt in Krankenhäusern zu behandeln. Daher steht im Fokus der Forschung vor allem die Frage, wie es gelingen kann, die Zeit bis zu einer Behandlung zu verlängern.

Im beschriebenen Experiment wurden insgesamt 60 Mäuse einer tödlichen Dosis Gammastrahlung ausgesetzt und anschließend unterschiedlich behandelt. Ein Teil erhielt Antibiotika oder Nabelschnurblut-Stammzellen, weitere Gruppen Antibiotika und verschiedene Dosen Nabelschnurblut-Stammzellen. Im Ergebnis zeigten die Tiere, die nach der Bestrahlung zwei Dosen Nabelschnurblut-Stammzellen sowie Antibiotika erhalten hatten, eine deutlich höhere Überlebensrate hatten, als die Tiere, die auf andere Weise behandelt wurden. Die Autoren weisen darauf hin, dass eine frühe Einnahme von Antibiotika im Falle einer Strahlenerkrankung essenziell für den Behandlungserfolg sei, da dies die Wahrscheinlichkeit von Infektionen verringerte.

Der angesehene Professor Norman Ende hatte bereits in der Vergangenheit mehrere Arbeiten zu diesem Thema veröffentlicht. Bereits in den 90er Jahren berichtete er über die positiven Effekte bei einer Kombinationsbehandlung aus Nabelschnurblut und Antibiotika bei Mäusen. Untersuchungen der pathologischen Befunde von Opfern der Atombombeneinsätze in Hiroshima und Nagasaki stützten die Vermutung, dass viele Leben hätten auf diese Weise gerettet werden können. Bislang ist nur ein Fall aus Japan bekannt, bei dem ein Mensch mit Strahlenkrankheit mit Nabelschnurblut behandelt wurde.

zur News-Übersicht