Nabelschnurblut in der Zelltherapie: Ein Rück- und Ausblick
Etablierte und künftige Therapien mit Nabelschnurblut stehen im Fokus eines Fachartikels von US-Wissenschaftlern der New York StemCellFoundation und des National Center for Regenerative Medicine, der in der Biotechnologie-Zeitschrift „Expert Opinion on Biological Therapy“ erschienen ist.
Nabelschnurblut, so betonen die Autoren, ist reich an Vorläuferzellen. Es ist dadurch heute bereits eine verlässliche Stammzellquelle, um Krebs- oder Bluterkrankungen wie Leukämie oder Fanconi Anämie zu behandeln. Vor allem für Patienten, die keinen passenden Knochenmarkspender finden, bietet eine Behandlung mit Nabelschnurblut bessere Chancen.
Die Autoren gehen weiter auf das große Potential von Nabelschnurblut im Rahmen der Zelltherapie ein. Denn Nabelschnurblut enthält jungfräuliche Stamm- und Vorläuferzellen, die sich in fast alle menschlichen Zelltypen entwickeln können. Im Bereich der Regenerativen Medizin, etwa zur Behandlung von frühkindlichen Hirnschäden, wird Nabelschnurblut bereits heute experimentell genutzt.
Die Anzahl der im Nabelschnurblut enthaltenen, medizinisch nutzbaren Zellen ist jedoch begrenzt. Ein weiterer wichtiger Schritt für die Zelltherapie ist daher die Herstellung von körpereigenen induzierten pluripotenten Stammzellen (ipS-Zellen) aus Nabelschnurblut. Dies ist praktisch in unendlicher Zahl möglich. Zudem zeigen die Zellen im Nabelschnurblut durch ihre Jugendlichkeit – anders als etwa Körperzellen von Erwachsenen – noch keine Mutationen, so dass sie für die Herstellung von ipS-Zellen besonders gut geeignet sind.
Induzierte pluripotente Stammzellen sind – ähnlich wie embryonale Stammzellen – in der Lage, sich in sämtliche Zelltypen eines menschlichen Körpers zu entwickeln. Im Unterschied zu embryonalen Stammzellen ist ihre Herstellung ohne ethische Bedenken möglich, da hierbei keine Embryonen zerstört werden müssen.Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass es beim Einsatz von ipS-Zellen, die aus dem eigenen Nabelschnurblut gewonnen wurden, nicht zu unerwünschten Abstoßungsreaktionen kommt.
Diese Eigenschaften machen ipS-Zellen praktisch zu „Alleskönnern“ und eröffnen eine große Bandbreite an Therapien wie z.B. zur Herstellung von Ersatzgewebe in der Kardiologie oder Orthopädie. Die Autoren weisen allerdings darauf hin, dass die Entwicklung von definierten Standards entsprechend der „Good Manufacturing Practice“ (GMP) Voraussetzung für die sichere Produktion patientenspezifischer iPS-Zellen aus Nabelschnurblut ist.