Nabelschnurblut für Neugeborene

In Deutschland erleiden jährlich circa 1.000 Neugeborene wegen eines Sauerstoffmangels vor, während oder nach der Geburt einen dauerhaften Hirnschaden. Vor allem frühgeborene Kinder mit einem Gewicht von weniger als 1.500 Gramm sind davon betroffen. Ein Drittel der Kinder sterben innerhalb kürzester Zeit, die Übrigen kämpfen mit den Folgen: dauerhafte geistige und körperliche Behinderungen. Durch stete Kontrollen der schwangeren Frauen wird die Zahl der Frühgeburtenrate bereits vorsorglich verringert.

Für Kinder, die dennoch mit einem sogenannten hypoxisch-ischämischen Hirnschaden zur Welt kommen, ist die heutige Standardtherapie eine 72-stündige Kühlung des Körpers auf 33,5 Grad. Diese Therapieform wird milde Hypothermie genannt. Die Kühlung soll die Sterblichkeit verringern und eine weitere Zerstörung von Gehirnzellen aufhalten.

Auch Nabelschnurblut hat schützende oder sogar regenerierende Effekte auf das kindliche Gehirn, vermuten Forscher. In den USA werden daher seit einigen Jahren mehrere Studien durchgeführt, bei der die Behandlung von Hirnverletzungen bei Kindern mit dem eigenen Nabelschnurblut untersucht wird. Die Studienergebnisse des Teams um Dr. Joanne Kurtzberg am Duke Hospital in Durham (North Carolina) wurden zu Jahresbeginn in der Zeitschrift „The Journal of Pediatrics“ veröffentlicht:

Der Studie zufolge wurde von Januar 2009 bis Juni 2013 23 Kindern, die nach der 35. Schwangerschaftswoche mit einem hypoxisch-ischämischen Hirnschaden zur Welt kamen, neben der routinemäßigen Hypothermie auch ihr eigenes Nabelschnurblut verabreicht. Dabei wurde ihnen das frische Nabelschnurblut in drei bis vier kleinen Dosen schnellstmöglich nach der Geburt sowie nach 24, 48 und 72 Stunden gegeben. Ein Einfrieren war wegen der zeitlichen Nähe zur Geburt nicht notwendig. 83 Kinder, die nur eine Kühlung erhielten, jedoch kein Nabelschnurblut, fungierten als Kontrollgruppe.

Alle Kinder, denen Stammzellen transplantiert worden, haben diese intravenöse Infusion gut vertragen, keines starb in den ersten Wochen nach der Geburt. Hingegen starben elf Kinder aus der Kontrollgruppe noch im Krankenhaus an den Folgen der Hirnschädigung. Auch mussten die Kinder ohne Nabelschnurblutinfusion häufiger wegen Krampfanfällen behandelt werden, als die transplantierten Patienten.

Die Forscher haben einen Teil der Kinder beider Gruppen ein Jahr nach der Geburt nochmals untersucht. Dabei prüften sie die kognitiven, sprachlichen und motorischen Fähigkeiten anhand eines standardisierten Testverfahrens. Kinder, die mit Nabelschnurblut behandelt wurden, zeigten dabei deutlich bessere Ergebnisse.

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die Ergebnisse dieser Pilotstudie durch weitere Untersuchungen untermauert werden müssen. Vor allem muss geklärt werden, welche Stammzelldosis und welcher Zeitpunkt optimal für die Transplantationen sind. Auch die Frage, ob die Infusion intravenös oder besser auf einem anderen Weg erfolgen sollte, und ob nicht doch gefrorenes Nabelschnurblut eingesetzt werden sollte, müssten noch Gegenstand weiterer Forschungen sein.

Quelle: aerzteblatt.de

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