Nabelschnurblut direkt ins Knochenmark

Wenn Patienten mit akuter Leukämie Nabelschnurblut-Stammzellen direkt ins Knochenmark verabreicht werden, zeigen diese bessere Ergebnisse als Patienten, denen zwei Nabelschnurblut-Transplantate auf klassischem Weg via Infusion gegeben werden. Dies hat eine Arbeitsgruppe des Europäischen Nabelschnurblutregisters EUROCORD nach der Untersuchung von mehr als 200 Patientenakten herausgefunden. Das EUROCORD -Team um die französische Nabelschnurblut-Pionierin Eliane Gluckman hat dazu die Behandlungsergebnisse von 236 Patienten ausgewertet, die zwischen 2006 und 2010 an europäischen Kliniken behandelt worden waren. Das Fazit der Untersuchung : Wenn nach einer Hochdosis-Chemotherapie die Stammzellen direkt ins Knochenmark verabreicht werden, verbleiben diese in hoher Zahl im Knochenmark und können dort die zerstörte Blutbildung schneller wieder aufbauen. Bei einer intravenösen Gabe hingegen wandert ein großer Teil der Zellen über die Blutbahn in die Organe und steht damit nicht für den Wiederaufbau des Knochenmarks zur Verfügung. Bei der Gabe eines einzelnen Nabelschnurblutpräparats direkt ins Knochenmark wurden – verglichen mit der intravenösen Gabe von zwei Nabelschnurblut-Transplantaten – eine kürzere Zeitspanne bis zur Erholung von Blutbildung und Immunsystem, seltenere und weniger schwere Formen von Abstoßungsreaktionen sowie ein Trend zu besserem erkrankungsfreiem Überleben nach der Transplantation beobachtet. Zudem ist dieses Verfahren mit geringeren Kosten verbunden.  Stammzellen aus Nabelschnurblut benötigen im Vergleich zu Zellen aus dem Knochenmark längere Zeit, um im Körper des Empfängers „anzuwachsen“, da die Anzahl der in einer Nabelschnurblut-Spende enthaltenen Stammzellen deutlich kleiner ist als bei einer Knochenmarkspende. Aus diesem Grund scheuen sich noch immer Ärzte, Nabelschnurblut bei der Behandlung von Blutbildungserkrankungen wie Leukämien einzusetzen. Durch den zunehmenden Einsatz von sog. Doppel-Transplantaten oder die Vermehrung der Stammzellen vor der Transplantation im Labor wird dem bereits entgegengewirkt. Wie die Ergebnisse der vorliegenden EUROCORD-Studie zeigen, ist jedoch nicht nur die Zellzahl, sondern auch die Art der Verabreichung entscheidend für den Behandlungserfolg. Die Arbeitsgruppe empfiehlt daher sowohl die Gabe von Doppel-Transplantaten als auch die Verabreichung von Nabelschnurblut-Stammzellen direkt ins Knochenmark für Patienten mit Blutbildungserkrankungen.

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