Erste Therapie mit neuralen Stammzellen für Schlaganfallpatienten

10.03.2010: Die weltweit erste klinische Studie zur Behandlung von Schlaganfallpatienten mit neuralen Stammzellen startet im zweiten Quartal 2010 in Großbritannien. Die endgültige Genehmigung wurde kürzlich vom UK Gene Therapy Advisory Committee erteilt. Zwölf Patienten, die 6 bis 24 Monate vor Beginn der Therapie einen ischämischen Schlaganfall erlitten haben, sollen in die Studie eingeschlossen und über zwei Jahre beobachtet werden. Die Rekrutierung der Patienten beginnt voraussichtlich im April.

Wissenschaftler des Institute of Neurological Sciences aus Glasgow in Großbritannien wollen in der Phase 1 Studie in erster Linie die Sicherheit und Durchführbarkeit der Transplantationstechnik untersuchen sowie die optimale Zelldosis bestimmen. Zudem werden die motorischen und kognitiven Funktionen überprüft und mit Hilfe spezifischer Skalen beurteilt, um neurologische Verbesserungen nach der Therapie zu ermitteln. Bei erfolgreichem Verlauf sollen sich weitere, größere Studien anschließen.

Die Stammzellen werden den Betroffenen direkt in die betroffene Region im Gehirn injiziert. Damit wird die Blut-Hirn-Schranke überwunden, wodurch das Risiko von Abstoßungsreaktionen ausgeschlossen werden soll. Die Patienten müssten demnach keine Medikamente einnehmen, die die Immunreaktion unterdrücken.

Das bei der Studie verwendete Stammzellpräparat des britischen Unternehmens ReNeuron besteht aus einer neuralen Zelllinie, die auf Basis einer Stammzelllinie aus einer Zellbank entwickelt wurde. In vorklinischen Studien zeigte sich, dass sich damit funktionelle Defizite und Behinderungen auch noch mehrere Wochen nach einem ischämischen Apoplex beheben lassen.

Bislang gibt es nur Therapien in der akuten Phase direkt nach dem Schlaganfall. Hierbei werden Medikamente zur Auflösung der Gerinnsel eingesetzt, was jedoch nur wenige Stunden nach dem Ereignis möglich ist. Dagegen existieren keine Therapien für Patienten, die nach einem Schlaganfall mit Spätfolgen aufgrund anhaltender neurologischer Defizite zu kämpfen haben.

Ein Schlaganfall gehört zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland und ist die dritthäufigste Todesursache. Zu den Risikofaktoren gehören erhöhter Blutdruck, Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht und erhöhter Cholesterinspiegel. Bei 85% aller Schlaganfälle handelt es sich um einen so genannten ischämischen Schlaganfall, bei dem es zu einer plötzlichen Minderdurchblutung des Gehirns kommt. Dieses wird dann nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt und die Nervenzellen gehen zugrunde. Die dadurch betroffenen Hirnregionen fallen aus, wodurch es zum Beispiel zu Sehstörungen, Lähmung und Schwäche in Gesicht, Armen oder Beinen kommen kann. Etwa zwei Drittel der Patienten, die einen Schlaganfall überleben, haben infolge dessen körperliche Einschränkungen.

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