Nabelschnurblut-Transplantation bei seltener Immunkrankheit stoppt auch Morbus Crohn
04.03.2013: Bei der Behandlung eines Patienten mit der seltenen Immunkrankheit LAD-1 mit Stammzellen aus gespendetem Nabelschnurblut konnte auch sein Morbus Crohn erfolgreich behandelt werden. Ärzte der Northwestern University in Chicago (USA) stellten den Fall aus dem Jahr 2009 jetzt in der Januar Ausgabe des Fachmagazins BoneMarrow Transplantation vor.
Eigentlich ging es um beim Patienten um die Behandlung eines Leukozyten-Adhäsionsdefekts Typ 1 (LAD-1). Bei dieser sehr seltenen genetisch bedingten Immunerkrankung haften die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) nicht an den Wänden der Blutgefäße (Endothele) an und können daher auch nicht in das darunter liegende Gewebe einwandern. Dies allerdings ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Bekämpfung von Infektionen und Krankheitserregern durch Leukozyten.
Darum kommt es bei Patienten mit LAD-1 immer wieder zu schweren Infekten, die in der Regel mit Antibiotika behandelt werden müssen, häufig im Krankenhaus. LAD-1 wird oft bereits im Kleinkindalter diagnostiziert, die Lebenserwartung liegt bei etwa 20 Jahren. Eine Transplantation von fremden Stammzellen ist für die Patienten – hauptsächlich Kinder – die einzige Therapiemethode. Bislang wurde dabei vorwiegend auf Knochenmarkspender zurückgegriffen.
Mediziner aus Chicago (USA) haben für die Behandlung einen neuen Ansatz gewählt: Sie nutzten für ihren erwachsenen Patienten eine sanftere Form der Chemotherapie und verabreichten ihm anschließend Stammzellen aus zwei sehr gut passenden Nabelschnurblut-Präparaten. Es kam zu keinen Abstoßungsreaktionen und die Anzahl der Infekte sank nach der Transplantation stark.
Eine weitere, unerwartete positive Nebenwirkung der Behandlung: die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn, die beim Patienten bereits im Alter von 13 Jahren diagnostiziert wurde, konnte gestoppt werden. Die Ursache von Morbus Crohn ist eine Überreaktion des Immunsystems, bei der der eigene Körper gesunde Zellen des Magen-Darmtraktes befällt und so immer wieder Entzündungen auslöst. Häufige Beschwerden sind Durchfall, Bauchschmerzen, Abszesse und Fisteln, starker Gewichtsverlust droht.
Die genauen Mechanismen der erfolgreichen Behandlung des Morbus Crohn sind noch unklar. Möglicherweise konnte durch die Chemotherapie das defekte Immunsystem unterdrückt und durch das neue Immunsystem des Spendertransplantats ersetzt werden.