Nabelschnurblut-Stammzellen bestens geeignet für Reprogrammierung
02.10.2009: Nabelschnurblut-Stammzellen sind besser als Stammzellen aus anderen Quellen für eine Reprogrammierung geeignet. Das haben Forscher aus Deutschland und Spanien nun in unabhängigen Studien nachgewiesen.
Das Team um Dr. Ulrich Martin von der Medizinischen Hochschule Hannover verwendete aus frischem Nabelschnurblut entnommende Endothelzellen, also gefäßbildende Zellen, das Team aus Barcelona isolierte die blutbildenden Stammzellen aus eingefrorenem Nabelschnurblut. Beide kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Zellen relativ leicht rückprogrammieren ließen, und sich anschließend in verschiedene Gewebetypen, z.B. Herzmuskelzellen, differenzierten.
Von der Reprogrammierung von Zellen versprechen sich Forscher seit einigen Jahren neue Ansätze für zellbasierte Therapien gegen Volkserkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Denn je jünger Stammzellen sind, desto größer sind ihre Heilkräfte und ihr Differenzierungspotential. So haben Wissenschaftler die Körperzellen eines Erwachsenen mit Hilfe von eingeschleusten Viren und Genen bereits in einen Zustand embryonaler Stammzellen zurückentwickeln können. Diese sog. induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) gelten als die Hoffnungsträger der Zellmedizin, da sie sich in jede beliebige Zelle des menschlichen Körpers entwickeln können und so als Ersatz für erkranktes oder zerstörtes Gewebe einsetzbar wären.
Allerdings birgt die Verwendung erwachsener Zellen als Ausgangsmaterial auch Gefahren. Denn durch Umwelteinflüsse oder Erkrankungen erworbene genetische Veränderungen werden bei der Reprogrammierung nicht beseitigt, wodurch die Fähigkeiten der Zellen eingeschränkt sein können, sogar die Bildung von Krebs ist nicht ausgeschlossen.
Die im Nabelschnurblut eines Neugeborenen enthaltenen Stammzellen hingegen sind in der Regel frei von Viren oder Schädigungen. Ihr ohnehin schon großes Heilungspotential kann durch eine Reprogrammierung sogar noch erhöht werden. „Die Forschungsergebnisse bestätigen einmal mehr, was wir aus anderen experimentellen und klinischen Untersuchungen wissen: Nabelschnurblut ist eine äußerst wertvolle Quelle für Stammzellen, weil die enthaltenen Zellen jung, unbelastet und wandlungsfähig sind. So zeigen Nabelschnurblut-Stammzellen ja schon heute etwa bei Diabetes Typ 1 oder Krebs, aber auch bei Alterserkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt bessere Ergebnisse als etwa Knochenmark-Stammzellen“, so Dr. Eberhard Lampeter, Gründer und Ärztlicher Leiter der Nabelschnurblutbank Vita 34.
Bevor iPS-Zellen in der klinischen Anwendung eingesetzt werden können, sind zunächst noch Studien erforderlich, um deren Sicherheit und Nutzen zu bestätigen. Strittig ist nach wie vor, ob und inwieweit die zur Reprogrammierung notwendigen Viren und Gene Krebs auslösen könnten.
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